Wiener Wiesn

Alpine Feldstudien #3

Das Projekt Wiener Wiesn (Alpine Feldstudien #3) befasst sich mit dem Signifikanten Tracht und dem Wandel, den dieser – von gelebter Volkskultur zum folkloristischen Phänomen – gegenwärtig erlebt.

Im ursprünglichen Sinne fungiert die Tracht als ein Zeichensystem: einerseits innerhalb der eigenen Gemeinschaft in Bezug auf den Lebenszyklus (z.B.: ledig, verheiratet, in Trauer), die Religion und den gesellschaftlichen Rang; andererseits nach außen hin, in Bezug auf die Zugehörigkeit zu einer geographischen Region, einer sozialen Gruppe oder einem Berufsstand. 

Die Folklorisierung der Tracht beginnt in dem Moment, in dem die Tracht nicht mehr ausschließlich ihre ursprüngliche kommunikative Funktion hat, sondern Gegenstand touristischen Interesses wird. Dieser Prozess kann so weit gehen, dass die ursprüngliche Funktion gänzlich verloren geht. Die eigentliche Volkskultur bleibt nur mehr als romantisches kulturelles Phänomen aufgrund seines Besichtigungswertes erhalten. (1)

Mit dem heutigen Trend zur nivellierten Trachten-Folklore mit Freizeitfunktion vermittelt Tracht meist nur noch simulierte Authentizität. Die ›Verkleidung Tracht‹ erlaubt es, für einen abgesteckten Zeitrahmen bestimmte soziale Regeln und Hemmschwellen des Alltags auszusetzen. Darüber hinaus liegt der Renaissance von Tracht das Bedürfnis zugrunde, sich Sehnsuchts- und Gegenwelten mit dem Flair scheinbar heiler Ländlichkeit zu gönnen. (2)

Die Porträts entstanden auf dem Wiener Wiesn Fest, dem Wiener Pendant zum Münchner Oktoberfest, welches seit 2011 jährlich auf der Kaiserwiese im Wiener Prater stattfindet.  

(1) vgl. de Jong, Adriaan. Die Dirigenten der Erinnerung. Münster: Waxmann, 2007.

(2) vgl. Hirsch, Stefan (Bezirksheimatpfleger von Oberbayern). Was Sie schon immer über Tracht wissen wollten. In: Alpenmagazin. www.alpenmagazin.org, 2015.

Wiener Wiesn

Alpine Field Studies #3

The project Wiener Wiesn (Alpine Field Studies #3) investigates the alpine costume and its transformation from vernacular folk culture to folkloristic phenomenon. 

Originally alpine costume functioned as a sign and code system: on the one hand as a signifier within one‘s own social group relating to marital status (single, married, in mourning), to religion or to social rank; on the other hand as a signifier for delineation towards other social groups by showing belonging to a specific social group, a particular profession or a certain geographical region.

The folklorization of the alpine costume starts in the moment in which it loses its original communicative and informatory function, and instead becomes an item of touristic interest. This process can go so far, that the alpine costume is degraded to a romantic cultural phenomenon that solely lives on because of its folkloristic sightseeing value. (1)

Within todays trend towards an alpine folklore with added recreational function, alpine costumes merely communicate simulated authenticity. ›Dressing up‹ in alpine costume allows a short-time suspension of certain social norms and to let go of many inhibitions. Alpine costume has turned from a socio-cultural signifier to a fancy party dress. In a highly structured economic world the renaissance of the alpine costume as party dress signals a need for a counter-world with the flair of seemingly safe rurality. (2)

The portraits were taken at the ›Vienna Wiesn Festival‹, the Viennese version of the Munich Beer Festival, which has been taking place yearly since 2011 at the Kaiserwiese in the Vienna Prater.

(1) vgl. de Jong, Adriaan. Die Dirigenten der Erinnerung. Münster: Waxmann, 2007.

(2) vgl. Hirsch, Stefan (Bezirksheimatpfleger von Oberbayern). Was Sie schon immer über Tracht wissen wollten. In: Alpenmagazin. www.alpenmagazin.org, 2015.

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